Wir haben Ambitionen - Pablo Thiam im Interview 11FREUNDE

Publish date: 2024-11-06

Herr Thiam, Sie sind Anfang 2003 nach Wolfs­burg gekommen. Was hat sich seitdem ver­än­dert?

Ich bin nicht mehr Spieler, son­dern Mit­ar­beiter der Geschäfts­füh­rung.


Gemeint waren eigent­lich die Ver­än­de­rungen beim VfL…

Der Verein und die Mann­schaft haben sich enorm wei­ter­ent­wi­ckelt. Wir haben heute eine intakte Mann­schaft mit Ambi­tionen nach oben. Es gab auch andere Zeiten. Felix Magath hat den Verein in ein ruhi­geres Fahr­wasser geführt.

Ist der Auf­wärts­trend wirk­lich allein das Ver­dienst von Felix Magath?

Die Resul­tate werden in schlechten Zeiten am Trainer fest­ge­macht. Dann darf man das auch mal in den guten Zeiten tun. Ich habe hier in Wolfs­burg viele Trainer erlebt. Felix Magath hat einen neuen Stil ein­ge­führt.

Wie sieht der denn aus?

Es ist ein strenger Stil. Felix Magath tritt selbst­be­wusst auf. Er ist eine Respekts­person, die den Takt vor­gibt und gleich­zeitig Ruhe aus­strahlt.

Trotz der posi­tiven Ent­wick­lung fällt es schwer, sich den VfL Wolfs­burg als Cham­pions League-Teil­nehmer vor­zu­stellen.

Wir spre­chen ja auch nicht von der Cham­pions League. Wir wollen inter­na­tional ver­treten sein. Das ist unser Ziel.

Wolfs­burg ist im zwölften Bun­des­li­ga­jahr immer noch keine Fuß­ball­stadt.

Das geht nicht von einem Tag auf den anderen. Dafür braucht es Erfolge und Zeit. Das ist ein Pro­zess. Die Ent­wick­lung, die der Verein nimmt, ist toll. Die Mann­schaft spielt inzwi­schen einen attrak­tiven Fuß­ball, was sich auch außer­halb von Wolfs­burg her­um­ge­spro­chen hat. Unsere Zuschau­er­zahlen wachsen. Die Leute spre­chen positiv über uns.

Der VfL hat als Fünfter vier Punkte Rück­stand auf Tabel­len­führer HSV und einen Zähler Vor­sprung auf den FC Bayern, den Tabel­len­elften. Die Klubs liegen eng bei­ein­ander.

Die Bun­des­liga ist eine der stärksten Ligen der Welt. Die große Aus­ge­gli­chen­heit ist in meinen Augen ein Zei­chen dafür. Jeder kann jeden schlagen. Das hängt auch damit zusammen, dass die Bun­des­li­ga­ver­eine im Gegen­satz zu anderen Ligen sehr seriös arbeiten und keine Schul­den­berge anhäufen.

Bei aller Aus­ge­gli­chen­heit nahm der FC Bayern über Jahr­zehnte hinweg eine Vor­macht­stel­lung im deut­schen Fuß­ball ein. Hat Sie die Schwäche der Bayern zu Beginn der Saison über­rascht?

Bei großen Ver­än­de­rungen in einem Verein kann es anfangs immer Schwie­rig­keiten geben. Die der­zei­tige Situa­tion bei den Bayern ist nur eine Moment­auf­nahme.

Sie selber haben bei Ihrem Enga­ge­ment in Mün­chen nie richtig Fuß gefasst. Warum nicht?

Als ich mich für einen Wechsel zum FC Bayern ent­schied, wusste ich um den Kon­kur­renz­kampf und dass es schwierig sein wird. Ich hatte zuvor beim VfB Stutt­gart eine gute Rolle gespielt. Dann kamen Ange­bote von Spit­zen­klubs, auch eines vom FC Bayern, der in Deutsch­land das Non­plus­ultra ist. Das war natür­lich sehr ver­lo­ckend. Anfangs lief es in Mün­chen ja auch ganz gut. Aber dann kamen Ver­let­zungen dazwi­schen. Den­noch war die Sta­tion sehr lehr­reich, sie hat mich wei­ter­ge­bracht. Man kann sagen, es war eine gute Lebens­schule.

Zu Beginn der neuen Saison wech­selten Sie ins VfL-Manage­ment. Sie sind die rechte Hand von Felix Magath. Wie bekommt er das mit der Drei­fach­funk­tion als Trainer, Sport­di­rektor und Geschäfts­führer hin?

Felix Magath hat ein gutes Team um sich herum auf­ge­baut. Es gibt ein­deu­tige Abspra­chen mit einer sehr guten Auf­ga­ben­ver­tei­lung und einer klaren Vor­gabe der Rich­tung.

Eine Trai­ner­lauf­bahn kam für Sie nicht in Frage?

Nein, ich war 18 Jahre lang für den Fuß­ball unter­wegs. Als Trainer das gleiche Pensum abzu­spulen, das wollte ich ver­meiden. Der Posten hier in der Geschäfts­lei­tung ist eine groß­ar­tige Aus­bil­dung, die unbe­zahlbar ist. Ich lerne den Fuß­ball von einer ganz anderen Seite kennen.

Inwie­fern?

Als Spieler bist du nur für dich ver­ant­wort­lich. Man setzt sich in den Bus oder ins Flug­zeug und kann sich voll auf seine Auf­gabe auf dem Platz kon­zen­trieren. Jetzt sehe ich, was für ein Auf­wand dahin­ter­steckt, von der Spiel­be­rech­ti­gung bis zu den Trans­fers.

Im Falle von Misi­movic scheint der VfL bei der Trans­fer­po­litik ein glück­li­ches Händ­chen gehabt zu haben. Was man bei der Ver­pflich­tung von Zac­cardo, der 2006 Welt­meister mit Ita­lien wurde, bis­lang nicht sagen kann.

Man muss einem Spieler Ein­ge­wöh­nungs­zeit geben. Es gibt Spieler, die brau­chen ein oder sogar zwei Jahre, bis sie in der Bun­des­liga ange­kommen sind.

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